Kroatien soll Mitglied des Visa Waiver Programms werden

Veröffentlicht am:06.12.2019

28 Jahre nachdem Kroatien als unabhängig erklärt wurde, stehen seine Bürger nun auch kurz davor, visafrei in die USA mit Hilfe der Einreisegenehmigung ESTA (“Electronic System for Travel Authorization”) einreisen zu dürfen - seit dem Besuch des kroatischen Innenministers Davor Bozinovic Anfang 2018 arbeitet nämlich die USA mit der kroatischen Regierung eng zusammen. Pläne zum Eintritt Kroatiens in das Visa Waiver Programm (VWP) sind zur Zeit im Gange. Die Mitgliedschaft am VWP ist nämlich die Voraussetzung, um mit einer ESTA Einreisegenehmigung visafrei in die USA einzureisen. Derzeit sind weltweit 39 Länder Mitglied im VWP, darunter auch Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Kroatien - mit ESTA in die USA

Maßgebende Sicherheitskriterien und -vereinbarungen sollten in diesem Monat laut Sandra Veljković (“Večernji List” 3.12.2019) abgeschlossen werden. Um Mitglied des Visa Waiver Programms zu werden, muss neben anderen wichtigen Kriterien die Visa-Ablehnquote unter drei Prozent liegen. Die Quote ist zuletzt von 5,96 Prozent zu einem Rekordtiefstwert von 4,02 Prozent gesunken, welche der Drei-Prozent-Hürde sehr nahe kommt und ein visumfreies Reisen in die USA für kroatische Bürger ein Stückchen näher rückt.

USA: Polen als Vorbild Kroatiens

Um dieses Ziel zu erreichen, hält die USA Kroatien dazu an, sich Polen als Vorbild zu nehmen. Denn erst im November 2019 wurde Polen Mitglied des Visa Waiver Programms, indem es die Zahl der Visa Ablehnungen reduzierte. Es wurde sodann ein Sammelantrag von Beamten, Geschäftsleuten und Bürgern gestellt, denen Visa erteilt wurden. In Kroatien wurde diese Maßnahme bereits auf verschiedenen Ebenen eingeleitet, insbesondere in der Wirtschaft.

Kroatien steht also kurz davor, alle Kriterien zur VWP-Mitgliedschaft zu erfüllen.

Nicht nur die Unternehmen begrüßen diese Entwicklung, sondern auch Privatleute sehen einer visafreien Einreise in den USA mit ESTA entgegen. Unterstützt wird dieser Plan auch von der US-amerikanischen Botschaft in Zagreb, die mit den zuständigen Behörden zusammenarbeitet und die kroatische Regierung dazu auffordert, eine proaktive Rolle zu übernehmen und sich Polens Erfolgsweg als Beispiel zu nehmen.

Ziel: Drei Prozent Ablehnungsrate

Während in 2016 die Verweigerungsrate von US-Visa in Polen noch bei rund sechs Prozent lag, fiel sie 2017 unter die von den USA vorgegebene Drei-Prozent-Hürde. Wie hat Polen es aber geschafft, innerhalb von kürzester Zeit die Visa Ablehnrate von sechs auf unter drei Prozent zu senken? Welche Schritte hat Polen unternommen? Ganz einfach: Polen hat im Einvernehmen mit den USA seine Bürger dazu ermutigt, ein US-Touristenvisa zu beantragen. Dabei lag der Fokus vor allem auf die Personengruppen, die die besten Aussichten auf ein US-Visum haben. Darüber hinaus beantragten polnische Beamte auch Visa, wodurch die Rate der Visaverweigerungen gesenkt wurde. Da die tatsächliche Anzahl der Ablehnungen in Kroatien relativ gering ist (etwa 300-400), könnte diese seit seit langem mit der US-Regierung abgesprochene Methode auch in Kroatien theoretisch funktionieren.

Der US-Botschafter in Kroatien, Robert Kohorst, sprach auch mit dem Präsidenten der Kroatischen Handelskammer (Croatian Chamber of Commerce, kurz CCC) , Luka Burilović,über das polnische Modell zur Reduzierung der Visumablehnung. Der CCC bestätigte dieses Treffen und die Diskussion über Visa.

Kroatien unter vier EU-Ländern mit Visumspflicht für die USA

Ebenso wie Bürger Bulgariens, Rumäniens und Zyperns dürfen Staatsangehörige Kroatiens nicht visumfrei mit ESTA in die USA einreisen, sondern müssen ein Visum bei einer US-Botschaft beantragen. Dieser Prozess ist um einiges kostspieliger und aufwendiger als die Beantragung von ESTA. Die Kroatische Handelskammer sieht es daher als notwendig an, die Ablehnungsquote auf mindestens drei Prozent zu senken. Die US-amerikanischen und die kroatischen Behörden sind sich einig, dass dieses Ziel bis zum nächsten Jahr um diese Zeit erreicht werden könnte. Dies erfordere eine abgestimmte Aktion, um die Mitglieder der Wirtschaft zu ermutigen, innerhalb der nächsten zehn Monate US-Visa zu beantragen, berichtete der CCC. Ein weiterer Grund zum Optimismus ist die große Zahl der gültigen Visa, die alle zehn Jahre ausgestellt werden, sodass sich ihre Verlängerung positiv auf das Gleichgewicht zwischen genehmigten und abgelehnten Visa auswirken könnte.

Sichere Einnahmequelle ein Muss

Obwohl die US-Behörden Visa Anträge ohne die Angabe von Gründen ablehnen können, stammen laut diplomatischer Quellen die meisten abgelehnten Anträge von kroatischen Staatsangehörige, die in Bosnien oder Serbien leben. Der Hauptablehnungsgrund war dabei meist eine fehlende Einnahmequelle. Vieler dieser Antragsteller hatten Kontakt zu in den USA lebenden Familienangehörigen, die ein Unternehmen oder Handel führen, was die USA als Indikator dafür sieht, dass der Bewerber in die USA gehen möchte, um einen Job bei einem Verwandten zu bekommen. Allein ein Verdacht dieser Art reicht schon für eine Ablehnung eines Visums für die USA.